Die nächste Runde – Das Lektorat

Bleistifte

Mein Buch wurde mittlerweile lektoriert und nun mache ich die Korrekturen. Macht Spaß! Nicht zuletzt, weil es gar nicht so viel ist, wie erwartet, sondern auch, weil die Vorschläge meiner Lektorin Jessica Guaia nachvollziehbar und logisch sind. Denn man selbst sieht vieles nicht mehr. Ich bin das ganze Manuskript bestimmt zehnmal durchgegangen und trotzdem fand ich jedes Mal noch Rechtschreib- oder Grammatikfehler.

Für mich ist ein Lektorat ein echtes Muss. Wie oft hab ich schon Bücher gekauft, die schlecht lektoriert waren und vor Fehlern strotzen. Auch wenn man im Selbstverlag veröffentlicht, ist das ein Kostenpunkt, den man keinesfalls einsparen sollte.

Gedanken mache ich mir auch über den Titel. Soll ich ihn beibehalten? Oder soll ich ihn ändern?

Wenn ich mit dem Lektorat fertig bin, geht es ans Coverdesign. Ich habe schon eine vage Vorstellung, weiß aber noch nicht, wie ich diese einem Designer vermitteln kann.
Ja, es dauert, bis ein Buch tatsächlich fertiggestellt ist.

Auf jeden Fall bleibt es spannend.

Das Ei und die Fischpflanzerl

Kürzlich habe ich ja schon erzählt, dass ich auch die Anekdoten meiner Kinder niederschreibe. Und eben hab ich nachgeschlagen und folgende Geschichte gefunden, über die ich immer noch schmunzeln muss und die ich euch nicht vorenthalten möchte:

(Anekdote von 2010 – da war Pia 6 und Timo 8 Jahre alt)

Es ist Abend. Wir machen eine Brotzeit. Timo nimmt sich ein Ei, während Pia die Fischpflanzerl auf ihrem Teller hortet.
„Des Ei hat fei ein Huhn gelegt“, bemerkt die junge Dame und wendet sich schmatzend den Fischpflanzerln zu.
So, so…
„Ich frage mich, warum da kein Küken ausgebrütet worden ist, während es im Kochtopf war?“ Timo blickt mich erwartungsvoll an.
Stille. Ich überlege, wie ich clever antworte.
„Weißt Du, Timo, erstens brüten die Hühner die Eier aus – im Kochtopf ist es ja viel zu heiß. Und zweitens ist nicht jedes Ei befruchtet.“
„Aber es gibt doch auch Maschinen, die Eier ausbrüten“, wirft mein kluger Sohn ein. „Ich hab nämlich bei ‚Willi will’s wissen“ gesehen, dass dann hinterher die ganzen Küken aussortiert werden. Die schwarzen werden getötet, weil sie keine Eier legen können und die anderen dürfen leben.“
Wie ungerecht!
Pia hält inne und schnappt empört nach Luft.
„Des is ja sooo fies!!!“ Haucht sie angewidert. „Die töten die einfach! Stell Dir mal vor, die würden dir einfach den Kopf abschneiden!“
Wer spricht denn hier bitte von „Kopf abschneiden“???
Sie sieht mich an, als ob ich für diese Untaten verantwortlich wäre.
„Stell dir vor, die machen das mit DIR – was würdest du dann sagen?“
Vermutlich gar nichts mehr…
Ich schweige und warte auf die Fortsetzung des Redeschwalls.
„Ja, und so fühlen die sich auch. Die finden das nämlich auch nicht toll.“
Da bin ich mir ganz sicher.
Alles starrt auf die Eierschalen auf Timos Teller.
„Die Hühner sind arm, weil jeder will sie nur essen“, ergänzt sie mitleidig. „Die muss man doch nicht umbringen, man kann sie doch als Haustiere halten oder in die freie Wildnis lassen.“
Wildnis? Hier?
Timo gießt noch Öl ins Feuer: „Aus den armen schwarzen Küken machen die dann Chickenwings! Echt.“
Er genießt sichtlich sein enormes Halbwissen.
„Chickenwings!?!“ („Schiggenwinks“) Pia kriegt sich gar nicht mehr ein.
Ich überlege, wie ich die Situation rette.
„Aber Du isst doch auch ein Fischpflanzerl. Das ist aus Fisch – und der Fisch hat doch auch mal gelebt.“
Das Fischpflanzerl, das der Zwerg noch in der Hand hält, fällt auf den Teller.
„DU hast MIR gesagt, dass der Fisch tot war, als sie ihn rausgefischt haben!“, schnauzt sie mich erzürnt an.
Stimmt, ich sage immer, dass unser Fleisch stets von Tieren stammt, die eines natürlichen Todes – vorwiegend an Alterschwäche – gestorben sind.
„Äh, genau!“
Sie glaubt mir nicht mehr – ich seh’s an ihrem Blick.
„Ich meinte, den Rollmops.“
Ich deute auf das Rollmopsglas, in dem einsam ein Rollmops schwimmt – die anderen Rollmöpse sind zwei Tage zuvor von – na, von wem wohl? – Pia verspachtelt worden.
„Der hat noch gelebt?“ Pia japst empört nach Luft.
„Ja!“
Nur so wirke ich glaubwürdig.
„Den ess’ ich nie wieder!“ Sie blickt angewidert und entsetzt auf das Rollmopsglas.
Timo sagt nichts – ihm fehlen wohl die Worte…
Eine kurze kollektive Schweigeminute – dann greift Madam wieder nach ihrem Fischpflanzerl und beißt genüsslich hinein.
Somit ist das Thema erledigt und der Rollmops ist mein, nachdem mir schon die Fischpflanzerl nicht gegönnt waren!

Fertig

Geschafft! Die letzte Seite ist geschrieben, das Exposé ist rund und ich blicke stolz auf mein neuestes Werk. Draußen herbstelt es. Ich sitze an meinem Schreibtisch und atme tief durch. Endlich fertig! Das fühlt sich an, als ob ich ein Haus gebaut hätte und nun endlich einziehen könnte.

Aber langsam – zuerst muss ich erzählen, warum ich dieses Buch geschrieben habe:
In den letzten Jahren beschäftigte ich mich viel mit den Themen „Erfolg“, „Zielsetzung“, „Unternehmensführung“ und „Management“. Hierzu las ich unzählige Bücher (Sachbücher, Biografien, Fachliteratur, Parabeln, etc.). Und dabei stellte ich fest, dass ein Großteil meiner Lektüren einen gemeinsamen Tenor hatten.

Besonders gut gefallen mir die Bücher in Form einer Parabel. Diese Erzählform eignet sich bestens, um Wissen zu vermitteln. Ich liebe diese Art von Geschichten!

Tja, und dann fiel mit das Buch „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ von Janne Teller in die Hände. Meine Tochter hatte dieses Buch in der Schule gelesen und es lag bei ihr im Zimmer herum. Eigentlich wollte ich es nur wegräumen, aber dann warf ich einen Blick hinein. Und mit jeder Zeile fand ich es spannender. Auch bei dieser Lektüre handelt es sich um eine Parabel. Als ich das Buch schließlich beendet hatte, dachte ich nach. Sollte ich auch ein Buch schreiben? Sollte ich mein Wissen, das ich aus oben genannten Büchern erworben hatte, in Form einer Parabel wiedergeben?

Gedacht, getan! So begann ich, meine Geschichte erst einmal zu skizzieren und eine mögliche Struktur zu aufzubauen, Figuren zu erschaffen und einen möglichen Verlauf der Erzählung zu erarbeiten.

Und dann fing ich an zu schreiben. Morgens bevor ich in die Arbeit fuhr – ich arbeite in München beim Bayerischen Fernsehen – und abends, nachdem ich wieder zuhause war. Meist war es noch dunkel wenn ich aufstand, um mich an den Schreibtisch zu setzen. Und abends, wenn ich mich wieder an den Computer begab, war ebenfalls oft schon die Nacht eingebrochen. Aber das störte mich nicht. Ich war gefangen in meiner Geschichte. Ich begann, mit den Figuren zu fühlen, mit ihnen zu hadern, mich mit ihnen zu freuen. Und da wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war.

Ja, und nun ist sie fertig, meine Parabel.

Wie es weiter geht? „Schaun mer mal, dann sehn mer scho“, wie der Fußballkaiser Franz Beckenbauer zu sagen pflegte.

Mein Schreibtisch mit Blick auf den Garten
Mein Schreibtisch mit Blick auf den Garten